Galerie Mezzanin

Das Besondere an Thomas Bayrle ist, dass er nie in Konflikt geraten ist

zwischen dem Künstlersein und dem Lehrersein. Er hat da immer genau so

viel gegeben, wie er genommen hat. Als ich als Rektor an die

Städelschule kam, hatte Bayrle keine Klasse, sondern lehrte in der

Grundausbildung. Und die Studenten riefen ihn, auch Jahre später noch,

zu jeder Uhrzeit an, mit jeder Art von Problem. Ich habe ihn dann

gewissermaßen davon befreit, indem er eine eigene Klasse bekam. Und auch

da konnte man wirklich alle schwierigen Fälle zu ihm schicken. Auch mit

solchen, die gar nicht wirklich aus der Kunst sondern aus ganz anderen

Richtungen kamen, konnte er gut arbeiten.

Vielleicht ist darin auch ein Grund dafür zu suchen, dass Sein Werk –

auch die früheren Arbeiten – so unverbraucht erscheinen. Gerade in

unserer Ausstellung „Looping“ im Museum Ludwig hat sich das auf eine

besonders prägnante Weise bewiesen. Im Zentrum des großen

Ausstellungssaales stand die riesige Skulptur „Conveyor Belt“ von 2008

und an der Rückwand sah man auf einer Tassentapete ca. 80 Grafiken von

1967 bis in die 90er Jahre hinein. Man konnte die riesigen Schlaufen und

Schleifen der Skulptur verfolgen, bei denen unbestimmt blieb, ob es sich

nun um Strassen oder um Fließbänder handelte, wie der Titel suggerierte.

In jedem Fall verfolgte man eine Form, die immer wieder in sich selbst

zurückkehrte und die Möglichkeit eines erneuten Durchlaufens eröffnete.

Genau das bezeichnet man mit dem englischen Ausdruck des Loops oder

Loopings. Das neue, zentrale Werk der Ausstellung erschien so gesehen

wie eine skulpturale Metapher über eine in den früheren Arbeiten schon

verwendete Arbeitsweise: ein Spiel mit Differenz und Wiederholung. Es

offenbarte sich so eine Denk- und Arbeitsweise, die zu verschiedenen

Zeiten zu ganz anderen Lösungen geführt hatte. Lösungen, die aber alle

ihre ganz eigenständige und auch nach teilweise über 40 Jahren noch

gültige Berechtigung haben.

 

Kasper König, Direktor Museum Ludwig